Der Wind pfeifft ums Haus. Die Bäume stemmen sich knirschend mit aller
Kraft dagegen. Dazu scheint eine warme Herbstsonne. Eigentlich ein
perfekter Tag um draussen zu sein, aber das Bett ist so schön
kuschelig und ich habe nicht die geringste Lust aufzustehen. Die Nacht
war lang, viel zu lang, die Mojitos (es waren nur zwei) waren
hervorragend und die Stimmung bestens. Dass gegen zehn die meisten
aufgebrochen sind, war nicht weiter schlimm. Dass der trunkene GF
seinen familienfreien Abend bis ins Unendliche verlängern wollte und
blieb auch nicht.
Ob er sich noch an alles erinnert? Hoffentlich nicht. Mir ist es
peinlich Internas zu kennen, die nicht für mein Ohr bestimmt waren und
diese betrunkene Nähe ist mir zuwider. Er hat außerdem die
Angewohnheit, einen während des Gesprächs am Arm zu packen, wenn er
betrunken ist. Zumindest tat er das gestern die ganze Zeit. Ob die
Assistentin seines Kollegen liiert sei, wollte er wissen. Ich weiß es
nicht. Dass er bei der Weihnachtsfeier mal seine Fühler ausstrecken
will, meinte er. Ich lächelte höflich. Wie der Job denn so laufe,
fragte er. Ich antwortete kurz und präzise ohne in die Tiefe zu gehen.
Nur sein Angebot, noch in ein "Etablissement mit reizenden Damen" zu
gehen, er würde auch zahlen, lehnte ich dankend ab und gab ihm die
Chance, die Sache als Scherz aussehen zu lassen. Wenn er schlau ist,
vergisst er die Sache am Besten einfach und so wie er zu später Stunde
hinauswankte, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er sich an kein
einziges Wort mehr erinnert.
Ob die Assistentin liiert ist, wüsste ich allerdings selbst gerne.